„La tristesse“ ist der zentrale Begriff in George Steiners Abhandlung über das Denken. Angelehnt an die Philosophie Schellings und mit einem Zitat aus dessen Werk „Über das Wesen der menschlichen Freiheit“ beginnend, führt er den Leser durch ein zehn Punkte umfassendes Traktat, welches diesen bereits nach wenigen Seiten in einen Schleier der Schwermut einhüllt. (mehr …)
Kein Nobelpreisträger
Ein Hoch auf die Erzählkunst: Alice Munro bekommt heute den Literaturnobelpreis, eine gute Wahl! Aber wir lamentieren wieder, wer den Nobelpreis noch nicht bekommen hat und auch nicht mehr bekommen wird: Chandler, Fitzgerald, Highsmith, Roth und – Cheever! (mehr …)
Besuchen Sie das Kopflosenschlafzimmer!
Erotische Literatur hat in allen Zeiten schon mehr gemacht, als uns zum Lesen zu verführen. Immer trifft sie auch Aussagen über die Beschaffenheit unserer Gesellschaft, zeichnet Bilder aus ihrem Innersten und legt gesellschaftliches Unvermögen frei. (mehr …)
Balsam für die Seele
Ein sehr sensibles, berührendes Buch über Leben und Sterben, Freude und Schmerz, Finden und Verlieren, Glauben und Spiritualität legt uns die italienische Autorin Susanna Tamaro, fünf Jahre nach Erscheinen ihres letzten Romanes, in die Hände. Der Titel „Mein Herz ruft deinen Namen“ erinnert unwillkürlich an ihren Welterfolg „Geh wohin dein Herz dich trägt“ und dürfte von Gehalt, Intensität, Lebensweisheit und Komposition diesem nicht nachstehen. (mehr …)
Alltag und Exzess
Ian McEwan gehört zu meinen Lieblingsautoren, doch wenn ich mich für ein Buch von ihm entscheiden müsste, wäre es keines seiner abgerundeten, allzu perfekten neueren Werke wie „Saturday“ oder „Solar“, sondern dieser frühe radikale, ungestüme Roman. (mehr …)
Eine Stimme gegen das Vergessen
„Freuds Schwester“ ist nicht das erste Werk des hierzulande noch wenig bekannten, aber durchaus beachtenswerten mazedonischen Autors Goce Smilevski, der, 1975 in Skopje geboren, in Prag und Budapest Kulturwissenschaften studierte; es ist 2011 mit dem European Union Prize for Literature ausgezeichnet und in dreißig Sprachen übersetzt worden. Es ist die fiktive Autobiografie einer von Sigmund Freuds vier Schwestern, der kinderlosen, unverheirateten Adolfine. (mehr …)
Leiden, Schreiben, Leben
Der Protagonist dieses Romans, Hans Frambach, wie seine Autorin Iris Hanika 1962 geboren, widmet sein Berufsleben in einem Berliner „Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung“ der Erforschung der Lebenswege der von deutschen Nationalsozialisten Verfolgten, das heißt der gewaltsamen Beendigung ihrer Leben. Er muss erkennen, dass alles darüber Nachforschen und Nachsinnen eigentlich zu nichts führen dürfte als wortloser Verzweiflung. (mehr …)