Und die Zeit stand still

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Das ist traurig: Die letzten Kulturstätten, die noch geöffnet haben, sind die Friedhöfe. Keine Stadt weit und breit sei so reich gesegnet mit Friedhöfen wie Berlin, heißt es in Brauchitschs Friedhofsführer.

Am Sonntag ging ich vom Bahnhof Friedrichstraße zum Dorotheenstädtischen Friedhof. Ich war alleine.

Ich ging also auf diesem Friedhof der Künstler, Theaterleute und Literaten spazieren und stieß auf ein frisches Grab, ein Grab ohne Stein zwar – eine Stele aus Holz nur: Christoph Meckel *12.6.1935 +29.1.2020

In der Buchhandlung liegt das letzte Werk des Dichters (Kein Anfang und kein Ende. Zwei Poeme). Ich schlage es auf und die Poesie ergreift mich:
Die Steine lagen still
und die Zeit stand still
in den Steinen.

Was bleibt, steht in den Büchern.

Jetze jede Postkarte nur eenszwanzich

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Seit Montag hängt beim benachbarten Friseur an der Tür ein Zettel, der darauf hinweist, dass der Laden AUF ANORDNUNG DER BUNDESREGIERUNG geschlossen worden sei. Wer schneidet Frau Merkel nun die Haare?

Wir leben in einer Hochzeit der Zettelwirtschaft! NOTES OF BERLIN ist seit mehreren Jahren eine Hommage an all die Notizen, die Berlin tagtäglich im Stadtbild hinterlässt. Jeder kann mitmachen und seine eigenen Fundstücke einreichen; jedes Jahr entsteht daraus ein Abreißkalender, eine Auslese finden Sie jetzt auch in einem Buch bei mir.

Heute nun kam der Verleger Oliver Seltmann mit Neuigkeiten an: Die NOTES gibt es jetzt auch als Postkarten! Die 58 Motive zeigen lustige, unterhaltsame, kreative und auch verrückte Notizen aus dem Berliner Straßenalltag. Die echten Fundstücke erzählen von Liebe, Diebstahl, Nachbarschaftsstreitigkeiten und allerlei Kuriositäten. Eine Hommage an das echte Berlin – zum Verschicken, Verschenken oder selbst Behalten.

Die Welt im Einmachglas

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Alles Hausgemacht! heißt das Motto des kürzlich im GU-Verlag erschienenen Bandes Die Welt im Einmachglas, der 90 Rezepte von nah und fern enthält. Immer einfach, mit einer Prise Fernweh gewürzt und mit dem guten Gefühl serviert: Das ist selbstgemacht! 

Wenn Sie also mit diesem Band eine kulinarische Weltreise antreten möchten, nehme ich dafür gerne den Reiseführer in Zahlung, den Sie neulich gekauft haben. Das Angebot gilt also nur für aktuelle Auflagen von Reiseführern und auch nicht im Versand-, sondern ausschließlich im Ladengeschäft (solange der Vorrat reicht).

Die aktuelle Öffnungsdauer finden Sie hier.

Ein Postkartenzitat

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Von Thomas Bernhard habe ich mir sagen lassen:

Um Katastrophen braucht man sich eigentlich eh nicht zu sorgen, die kommen schon. Aber vielleicht muss man sie heraufbeschwören, zeitweise, weil von selbst dauert’s zu lang.

Es gibt einen kleinen Verlag in Frankfurt am Main, der eine schöne Edition literarischer Zitat-Postkarten herausbringt (Herr T., ein alter Stammkunde und ehemaliger Lektor im Aufbau-Verlag, hatte mich darauf aufmerksam gemacht). Ich habe vor, von diesem Verlag eine Postkarten-Serie herstellen zu lassen, und freue mich, wenn Sie mir literarische Zitate dafür senden möchten, die uns in guten wie in schlechten Zeiten begleiten können.

Gerne gekauft wird bei mir zur Zeit die Karte mit dem folgenden Spruch:

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende.

Gerade habe ich die letzten Exemplare davon verkauft.

Loriot lieferbar

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Heute früh kam mir Erwin Lindemann in den Sinn, dessen Lottogewinn es seiner Tochter ermöglicht hat, gemeinsam mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen. Und nun ist der riesige Petersplatz geschlossen und noch die kleinste Boutique muss verrammelt sein.

Der Buchladen macht auch heute auf. Ich habe noch große Posten an Loriotbüchern hier!

Für jeden Anlass gibt es auch noch eine Loriotpostkarte. Dass unsere Bundeskanzlerin einmal in einer Fernsehansprache mitteilen würde, dass die Postzustellung in Deutschland weiterhin gewährleistet sei, wäre wohl selbst Loriot nicht eingefallen.

Auch der Lottoladen in unserer Hauptstraße hat geöffnet; dort gibt es die passende Briefmarke. 


 

Reisewarnung aufgehoben!

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Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die ganze Welt.

 „Letzten Endes reist man am besten, indem man fühlt“, heißt es bei Fernando Pessoa, dem portugiesischen Dichter, der der Schutzpatron dieser Buchhandlung ist.

Ich darf das Geschäft heute für Sie öffnen und kann bis gegen 16.30 Uhr für Sie hier sein. Lassen Sie mich den Spruch Pessoas abwandeln: Man reist am besten, indem man liest!

Wir sind ein reiches Land, wir haben Bücher!

Am Lesen bleiben

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Ich lese, um meine Gegenwart zu erkennen. Nun habe ich nach langer Zeit einmal wieder Thomas Manns „Zauberberg“ aus dem Regal gezogen; mein Lesezeichen steckt mittendrin an einer Stelle, an der Hans Castorp räsoniert, dass Sterbende ohne weiteres und in Permanenz wie Geburtstagskinder zu behandeln seien“.

Ja: in diesen Tagen beginnt trotz alledem der Frühling und jeder Tag verspricht ein sonniger Tag zu werden. Die Blumen blühen auf und die Vögel bauen große Nester! Und jeder Tag  erschafft ein neues Bild, und jeden Tag erklingt ein Konzert.

Letzte Exemplare!

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In Zeiten, in denen die Menschen emsig mit Hamsterkäufen beschäftigt sind, muss ich darauf hinweisen, dass nur noch wenige Exemplare der Prachtausgabe von „what if?“ (für nur 10 Euro) vorrätig sind! Das Buch enthält zahllose wirklich wissenschaftliche Antworten auf vermeintlich absurde hypothetische Fragen.

Eine dieser Fragen hat nun ungeahnte Aktualität erlangt: Wie wäre es mit einer weltweiten Quarantäne, um der sogenannten Corona-Epidemie Einhalt zu gebieten?

„Die Erde ist groß, aber es gibt auch eine Menge Leute. Wenn wir das gesamte Festland gleichmäßig aufteilen, bekommt jeder von uns ein wenig mehr als zwei Hektar, und die nächste Person würde 77 Meter entfernt stehen“, heißt es in dem Buch.

Wenn Sie also bei mir einkaufen wollten, könnte ich Sie mit bloßem Auge entdecken: Sie würden nämlich vor der Dresdner Feinbäckerei stehen. Schade aber, dass es die Rohrpost nicht mehr gibt.

Die Dinge, die Worte

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Ein paar Tage ist es her, dass der Schüler zum Abschluss seines Praktikums in der Buchhandlung mir einen Katalog mit Fragen vorzulegen hatte; auf die Frage, welches mir hier das wichtigste Buch sei, nannte ich spontan „Ein Mann der schläft“ von Georges Perec.

Daran dachte ich heute, als Raimund Petschner anlässlich seiner Lesung aus den Prosaminiaturen  „Kurze Entfernung aus dem Gespräch“ auf das (Er-)Finden der Dinge zu sprechen kam, die emblematisch ein Lebensgefühl und eine Welterfahrung provozieren können. Daraus entsteht Literatur. Ich besitze nun ein von Petschner signiertes Exemplar seines Buches, ein greifbares Stück aus dem heutigen Nachmittag.

Seien Sie neugierig! Die Lesungen werden stets im Schaufenster dieser Buchhandlung angekündigt.

Eine Erinnerung

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Der Aufbau-Literaturkalender enthält die Geburtstage der bedeutendsten Autoren, am heutigen 4. Februar steht Werner Schwab drin, dessen Fäkaliendramen immer hier sind, weil sie kein Mensch kauft. Ich schlage das Buch gelegentlich auf und muss lachen an jeder Stelle, an der ich anfange zu lesen. Am heutigen 62sten Geburtstag Werner Schwabs, der in einer Silvesternacht Ende des vorigen Jahrhunderts ums Leben kam, bemerke ich, wie alt ich geworden bin. Es ist nun bald dreißig Jahre her, dass ich dem Autor (ein Riese war er) in  der Wiener Porzellangasse begegnet bin in dem legendären Schauspielhaus, in dem seine Stücke zur Uraufführung gelangten.