Der Protagonist dieses Romans, Hans Frambach, wie seine Autorin Iris Hanika 1962 geboren, widmet sein Berufsleben in einem Berliner „Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung“ der Erforschung der Lebenswege der von deutschen Nationalsozialisten Verfolgten, das heißt der gewaltsamen Beendigung ihrer Leben. Er muss erkennen, dass alles darüber Nachforschen und Nachsinnen eigentlich zu nichts führen dürfte als wortloser Verzweiflung. „Was eigentlich nicht auszuhalten ist, das ist die vollkommene Sinnlosigkeit dieses Leids“ – darüber täuscht jeder Ausdruck, gerade auch der empatische, der dem Leid der Opfer gilt, hinweg. Beeindruckend Hanikas Ratlosigkeit angesichts des prominentesten Gedenkortes der Hauptstadt: Frambach gesteht seine Irritation beim Anblick des Stelenfeldes am Brandenburger Tor; „berückend schön“ erscheint dem Betrachter der „Erinnerungsbeton“, und nicht nur die „künstlerische Bearbeitung“ der „bedrückend schweren“ Verbrechen unserer Vorfahren, sondern jede geistige Auseinandersetzung damit kann der Wirklichkeit der darunter Leidenden nicht beikommen.
Also brauchen wir doch die Kunst, die Literatur, die Wissenschaft, um uns angesichts des Leids als Fühlende und Denkende zu behaupten! Denn wollten wir uns schutzlos in das Leiden der Opfer vertiefen, könnten wir nicht weiter leben.