„La tristesse“ ist der zentrale Begriff in George Steiners Abhandlung über das Denken. Angelehnt an die Philosophie Schellings und mit einem Zitat aus dessen Werk „Über das Wesen der menschlichen Freiheit“ beginnend, führt er den Leser durch ein zehn Punkte umfassendes Traktat, welches diesen bereits nach wenigen Seiten in einen Schleier der Schwermut einhüllt.
Die Idee, dem Buch vermittels der zehn ausgearbeiteten Gründe für die Traurigkeit, die dem Denken immanent ist, eine klare Struktur zu verleihen, ist keine schlechte. Wirkliche Zusammenhänge bleiben sogleich rar – der Text kommt an vielen Stellen einer Meditation des Autors gleich, ohne dabei den Weg der Findung ausreichend zu erörtern.
Steiner liefert philosophisch durchaus kontroverse Thesen, wie die der durch die Sprache und deren Begriffe aufkommende „Determiniertheit des Denkens“. Auch bezieht er sich dabei auf die Werke großer Namen, wie Wittgenstein, Russell und Einstein.
Er etabliert an einigen Stellen Kontrapositionen, nach denen die Erkenntnis als Licht am Ende eines langen und dunklen Tunnels des Denkens aufblitzt. Die mangelnde Tiefe und die teilweise nur unvollständigen Zitate rauben dem Werk jedoch jegliche Schärfe.
Als Lektüre „to go“ ist dieses Buch vertretbar. Für den ambitionierten Hobbyphilosophen oder gar den Fachmann bleibt am Ende „la grande tristesse“.