Es gibt wohl nichts schöneres als Bücher. Daher besuchen viele Menschen die Buchhandlung. Hier, wo die Bücher zuhause sind, fühlen sie sich wie zuhause. Niemand ist hier, der nicht wenigstens ein Buch anfassen möchte. „Sie Verführer!“ ruft Frau L. aus: „ich kann Ihren Laden nicht verlassen, ohne ein Buch gekauft zu haben, dabei weiß ich nicht, wohin mit den ganzen Büchern, die Regale platzen aus allen Nähten, denn es gelingt mir nicht, mich auch nur von einem Buch zu trennen. Kennen Sie eigentlich dieses Gedicht von Eugen Roth?“ Frau L. überreicht mir eine Fotokopie der folgenden Verse mit der Überschrift „Bücher“:
Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs Äußerste ergrimmt,
Er ganze Reih’n von Schmökern nimmt
Und wirft sie auf den wüsten Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzuseh’n genauer –
Sieh da, der schöne Schopenhauer …
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht wie die Zeit verfließt …
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangsvollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt‘ den Geist verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
Dass die Entrümpelung gescheitert.
— Eugen Roth