„Der HERR wird einem jeden seine Gerechtigkeit und Treue vergelten.“ Die Tageslosung vom 5. Mai wurde heute zitiert, als Rosemarie Schuder auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde zu Grabe getragen wurde. Der Nachruf im Neuen Deutschland machte darauf aufmerksam, dass die Schriftstellerin am Geburtstag von Karl Marx verstarb.
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Hier haben wir es mit Literatur zu tun
Wir leben zumeist außerhalb unserer selbst, und das Leben ist eine fortwährende Zerstreuung. Und doch zieht es uns zu uns selbst wie zu einem Mittelpunkt, um den wir gleich Planeten absurde, ferne Ellipsen beschreiben.
So schrieb der Lissaboner Fernando Pessoa, stets um seine Identität kreisend, wir es dem Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares entnehmen können, das zu den meistverkauften Büchern dieser Buchhandlung gehört.
Wenn ich beim Lesen den Eindruck gewinne, diesen Text konnte, ja musste, so nur dieser Autor schreiben, wird mir von Zeile zu Zeile klarer: Jetzt habe ich es mit Literatur zu tun.
Das sagt die Berlinerin Katja Lange-Müller in ihren anspielungsreichen Poetik-Vorlesungen, die sich seit diesem Frühjahr im leselieber-Belletristik-Buchregal befinden.
Am 13. Juni 2018 (19.30 Uhr) ist diese Buchhandlung der Mittelpunkt des Pessoa’schen Universums, und ich freue mich, dass mit Frau Lange-Müller eine Autorin sprechen wird, mit allen Ausprägungen des Buchhandwerks vertraut ist. Sie wird aus eigenen Werken lesen und, wie ich es mir zu Pessoas 130. Geburtstag wünsche, uns Aufschluss geben über ihre Beziehung zu dem Autor, auf dessen Werk diese Buchhandlung begründet ist.
Der Eintritt ist frei, bitte melden Sie sich aber vorher an, damit wir Ihnen einen Sitzplatz reservieren können.
Warum die Nachbarin einen Kuchen buk
Meine Nachbarin hat mich gefragt, ob ich ihr ein Buch nach Hause bringen könne. Kein Problem: ich liefere nicht nur innerhalb Berlins, sondern nach ganz Deutschland jedes Buch versandkostenfrei aus!
In diesem Falle brauchte ich nur eine Holzkiste und ein Stück Schnur, und meine Nachbarin bekam das Buch direkt auf ihren Balkon geliefert. Und für ihre beiden Jungs, denen die Mutter ihre Leseleidenschaft weitergegeben hat, gab es noch ein Überraschungsbuch dazu.
Am nächsten Tag klingelte es an meiner Tür. Jetzt gab es für mich eine Überraschung! Die beiden Jungs brachten mir ein Geschenk: einen riesengroßen Kuchen, den sie mit Hilfe ihrer Mutter für mich gebacken hatten!
Wenn ich etwas mindestens so sehr liebe wie ein Buch, so ist es ein Kuchen. Statt Geld können Sie also gerne einen Kuchen einsetzen, um ein Buch bei mir zu erwerben.
Ein Klassiker in neuem Glanz
Die literarische Topographie der zerfallenden Sowjetunion wird in unserem Bewusstsein besonders von zwei Autorinnen vermessen: Ljudmila Ulitzkaja und Swetlana Alexijewitsch: Beide schreiben auf Russisch, ihre deutsche Stimme verleiht ihnen Ganna-Maria Braungardt.
Nun hat sich die Übersetzerin, deren Vorname ja wohl einen russischen Anklang aufweist, einem Werk des 19. Jahrhunderts in den Dienst gestellt, das ebenfalls von der Zerstörung einer alten Welt handelt, die zu allerhand Konfusionen führt. Mit der neuerlichen Lektüre von Iwan Turgenjews „Väter und Söhne“ können wir auch einen neuen Blick auf unseren geliebt-gehassten großen Nachbarn Russland gewinnen.
Am Dienstag, dem 24. April, um 19.30 Uhr, ist Frau Braungardt in der Buchhandlung zu Gast und stellt uns das Werk vor: ihren Dialog mit Turgenjew.
Die Bölschestraße einst und jetzt
Hommage an eine Dichterin
Welch ein Vergnügen, heute Cathrin Alisch mit einem Vortrag aus der Lyrik Mascha Kalékos zu hören, in wunderbarstem Berlinerisch: Der Friehling kommt. Wer hätte det jejlaubt!
Der Frühlingsbeginn wird von uns nämlich jedes Jahr mit einem besonderen literarisch-musikalischen Ereignis bedacht, und noch niemals hat zu diesem Anlass die Sonne sich versteckt.
Frau Pellgrü, die Inhaberin der Boutique CON AMORE, stellte ihren Geschäftsraum für diesen Nachmittag zur Verfügung und verwöhnte die Gäste mit Sekt und Orangensaft. Wenn Sie nächstes Jahr eine Einladung zu diesem exklusiven Ereignis erhalten wollen, melden Sie sich doch bei mir!
Ein Platz für die Entdeckungen von Guggolz
Der Guggolz-Verlag hat es sich seit seiner Gründung vorgenommen, Regionen Nord- und Osteuropas auf der literarischen Landkarte sichtbar zu machen, die nicht so sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen: Literatur, die sich nicht so sehr nach Moden oder dem Zeitgeist richten muss, sondern näher am alltäglichen Leben der Menschen ist und den Raum und die Freiheit hat, sich in ihrer Eigenheit zu entwickeln.
Seitdem sind die fein ausgestatteten Guggolz-Bücher in dieser Buchhandlung stets präsent; den eigenartigen Michail Prischwin haben wir gar mit einer Lesung bedacht, und seit ich mich in das Werk des finnischen Nobelpreisträgers vertieft habe, ist Frans Eemil Sillanpää mein besonderer Favorit, ein Schriftsteller vom Range eines Gustave Flaubert oder Joseph Conrad!
Ein Bernhardpaket
Neun Romane, fünf autobiographische Bücher, vier Bände Erzählungen, sechs Dramenbände, ein Gedichtband, zwei Bände mit Journalistik, alles von Thomas Bernhard jemals, in Buchform wie in Zeitungen und Zeitschriften, Veröffentlichte – die komplette Bernhardausgabe gibt es nun in einem kompakten schwarzen Paket.
Diese Werkausgabe möge kein verschlossener Sarg bleiben!
Zum 29. Todestag Thomas Bernhards wünschen wir diesem undurchschaubaren Dichter viele Entdecker, naturgemäß Wiederholungsleser, doch möglicherweise auch neue Leserinnen.
Die Poesie des Alltags
Hier ist das schönste Buch der Welt, es liegt unscheinbar in meiner Nähe, ich habe es nie jemandem angepriesen und schon unzählige Male verkauft.
Es ist die Beiläufigkeit der von Ron Padgett erschaffenen Sätze, die diesen Lyrikband so bemerkenswert macht. Padgett ist der Poet der alltäglichen Dinge, die alles Mögliche bedeuten können.
Für mich ist so ein Buch ein alltägliches Ding. Als wäre es für mich gemacht, ist es doch auch für dich da, und für dich und dich und dich …
Es tickt die Zeit …
Das Jahr dreht sich im Kreise. Und werden kann nur, was schon immer war. Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise. Und dem Dezember folgt der Januar.
Mit einem melancholischen Blick in Erich Kästners „13 Monate“ grüße ich alle (Lyrik-)Leser und wünsche uns einen besinnlichen Jahresausklang.
Die Öffnungszeiten der Buchhandlung sind in diesen Tagen leicht verkürzt.