Es mangelt nicht an der Schönheit auf dieser Welt, denke ich, wenn ich hier auf der Bölschestraße den Gesang der Vögel wahrnehme und ab und zu den Flügelschlag eines Schmetterlings.
Für Lärm und Gezeter hingegen sind wir Menschen zuständig.
Die Ladentür ist offen und ich höre, wie ein Radfahrer lautstark den motorisierten Lieferverkehr beschimpft, der ihn in seinem Fortkommen behindert. Jetzt kommt eine Frau herein und bezahlt ihren Kalender. Anstatt sich freundlich zu verabschieden, sagt sie zu mir, ihr werde regelmäßig schlecht, wenn sie an meiner Buchhandlung vorbeigehe. Unter Verwünschungen verjage ich diese Kundin, die sich ja ein Geschäft hätte aussuchen können, von dem sie sich nicht belästigt fühlt; ich möchte nicht, dass sich jemand in meinem Laden übergeben muss.
Kein Deutsch sei das, was sie auf der Fassade des Buchhauses lese, motzt die Dame. Meine Erklärung, dass es sich bei leselieber um eine Wortmarke handelt, die eben deshalb nicht im Duden auftaucht, kommt bei ihr nicht an. Zum Glück sind die Menschen doch verschieden: Diejenigen, die einen wachen Sinn für Wortspiele haben und also der Poesie zugänglich sind, erfreuen sich des Namens meiner Buchhandlung:
Da steckt allerlei drin, liebe Leser! Der Verleser lesefieber (Grimms Wörterbuch kannte das noch) bringt Spaß. Ein alter Lateiner spottete neulich, der zweite Wortteil enthalte ein e zuviel.
Ich mag keinen überflüssigen Streit. Ich bitte auch die Radfahrer um Verständnis, wenn der Paketwagen auf ihrer Fahrspur halten muss, um mir frische Bücher zu übergeben. Ohne diese Dienstleistung könnte meine Buchhandlung nicht fortbestehen.