Auch er ist einmal Soldat gewesen: Max Frisch wurde infolge der Generalmobilmachung im September 1939 zum Militärdienst eingezogen, um als Kanonier die Schweizer Grenze gegen die drohende Invasion der Deutschen zu verteidigen. Sein Vorgesetzter hat ihn veranlasst, seine Eindrücke aufzuschreiben; der studierte Architekt stand erst am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere; im Jahre 1940 bereits ist das Buch in Zürich erschienen.
Es ist wiederum der Atlantis-Verlag, der nun die vollständige Neuausgabe jener Blätter aus dem Brotsack vorlegt (22 Euro). Eine in der derzeitigen Umgebung beeindruckende Leseerfahrung!
Der Krieg, der beinahe ganz Europa überziehen wird, gilt auch der Existenz dessen, der nicht unmittelbar betroffen ist, als Herausforderung. Die Schönheit der Welt erscheint als eine Zumutung.
Über den schwarzen Bergen geht langsam der Mond auf, wie ein silbernes Lampion hinter den schwarzen Stämmen … O gewiss, es ist schön! Immer wieder ist es schön. Und immer wieder: Was hilft es, was tut es, dass die Welt so schön ist?
Wir seien so gern in der freien Natur, weil diese keine Meinung über uns habe, heißt es bei Friedrich Nietzsche. Was wir Kultur nennen, bedeutet die Einhegung der Natur für unsere Zwecke.
Wenn die Welt ja nichts anderes wäre als schön, man könnte sich mit dreißig Jahren in den Sarg legen, ohne Trauergebärde, und den Deckel zumachen. Am heiterhellen Tag. Was allerdings all das andere ist, das Unschwärmerische, das, was darüber hinausführt und das Dasein verpflichtet, das Eigentliche, was die ernüchterte Seele erst auszufüllen hat, es ist schwer zu sagen.
Max Frisch ist kein Militarist, von einer kommenden Siegeslust kann bei ihm keine Rede sein, vielmehr ist schon bei dem kaum Dreißigjährigen die Überlebenslast zu spüren. Er ist aber auch kein Nihilist. Er nimmt die Pflicht an, ein Zeitgenosse zu sein, und wenn er doch einmal einen Glücksmoment verspürt, weiß er ihn als Ausflucht zu nehmen.