Es sind immer wieder Schätze zu entdecken.
Dieses Buch hat mich so ergriffen wie wenige andere aus dem vorigen Jahrhundert. Sein Autor heißt Alberto Vigevani, er ist mir alleine daher schon sympathisch, da er Buchhändler und Antifaschist gewesen ist. Es ist das Kaddisch für Tante Joli und Onkel Giorgetto: wie absolut ihre wehrlose Unschuld gewesen war, ruft der Neffe aus und beklagt, wie sie um ihr Leben in heiterer Ruhe gebracht wurden. Ihre Lebenslinien wurden jäh unterbrochen, sie endeten in Auschwitz.
Wie froh dürfen wir sein, wenn uns die Erfahrung erspart bleibt, mit der Gewalt konfrontiert zu werden, welche Menschen einander anzutun imstande sind!
Vigevani klagt also die Täter an. Doch stellt sich in seiner Erzählung heraus, dass die Zuneigung, die lebendige Menschen einander entgegenbringen können, wertvoll ist und nicht vergessen werden soll. Das Buch ist eine Hymne auf die oberflächliche Heiterkeit, die zum Leben unerlässlich ist:
Aus den geringfügigsten Belanglosigkeiten, die in das Dasein eingewebt sind und die sich in Wirklichkeit nicht ändern, gleich ob einer Goethe liest oder nie lesen wird, besteht die Humanität.