Eine Berliner Filiale der Buchhandelskette Thalia bietet derzeit ein umfangreiches Sortiment an chinesischer Literatur an. Erstaunliche Titel finden sich da in den Regalen, beispielsweise „China regieren“, eine Reden- und Schriftensammlung des um das Glück des chinesischen Volkes sich kümmernden Staatslenkers Xi Jinping. Nun kam heraus, dass die Regale von der China National Publications Import & Export Corporation bestückt werden und Thalia für die Bereitstellung der Ladenfläche kräftig kassiert.
Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass derlei Präsentationen, die in dem Laden als Thalia.de Tipp bezeichnet werden, von den Konzernen finanziert werden, deren Bücher da feilgeboten werden.
Unabhängige Verlagshäuser haben es bei Thalia dagegen schwer. Ein Kunde, dem ich aus der Wiener Edition Korrespondenzen das Werk „Herr Brecht und der Erfolg“ von Gonçalo M. Tavares (in Ganzleinen für 16 Euro!) ans Herz gelegt hatte, rief mich ein paar Tage später aus einer Thalia-Filiale an, wo man ihm dieses Buch, welches er nochmals verschenken wollte, nicht bestellen konnte: Es gab dort keinen Buchhändler, der diesen Autor Tavares kannte, dem von seinem portugiesischen Vorgänger Saramago einmal der Nobelpreis vorausgesagt worden war.
Der Herr Brecht von Herrn Tavares ist mit seiner Fabulierkunst so erfolgreich, dass die Hütte aus allen Nähten platzt!
Herrn Xi Jinping empfehle ich seine folgende Geschichte:
In einem Land tauchte ein Mensch mit zwei Köpfen auf. Er wurde als Monstrum betrachtet und nicht als Mensch.
In einem anderen Land tauchte ein Mensch auf, der immer glücklich war. Er wurde als Monstrum betrachtet und nicht als Mensch.